Wenn Sie mit einer Demenz leben, oder aber einen Angehörigen pflegen, ist der Alltag nicht mehr so problemlos zu meistern wie früher. Häufig ist es eine gute Lösung, auf Hilfen von außen zurückzugreifen, die den Alltag erleichtern.
Bei einer demenziellen Erkrankung haben Sie Anspruch auf Pflegeleistungen. Hierüber können Sie die Hilfen durch z.B. Pflegedienste und hauswirtschaftliche Hilfen finanzieren. Die Leistungen erhalten Sie, wenn Sie einen Antrag auf Pflegeleistungen bei Ihrer Pflegekasse stellen. Den Antrag finden Sie entweder im Internet oder Sie rufen einfach mal bei Ihrer Krankenkasse an und lassen sich über die Antragsstellung informieren.
Ambulante Pflege
Ein Pflegedienst kann von wöchentlich bis mehrfach täglich kommen – je nach Bedarf. Er unterstützt Sie beispielsweise bei der Grundpflege, bei der Medikamenteneinnahme oder Ähnlichem.
Ambulante Betreuung
Wenn Sie keine körperliche Pflege benötigen – oder in Ergänzung hierzu – gibt es die Möglichkeit, eine sog. Alltagsbetreuung in Anspruch zu nehmen. Alltagsbetreuer stellen sich individuell auf Ihre Bedürfnisse ein. Vom gemeinsamen Spaziergang über häusliche Besuche bis zur Begleitung bei Arztterminen können Sie die Leistungen individuell besprechen. Die Betreuung wird entweder durch einen Pflegedienst angeboten, oder über einen reinen Betreuungsdienst, selbstständige Alltagsbetreuer (Privatzahler) oder auch ehrenamtliche Besuchsdienste.
Hauswirtschaftliche Hilfen
Hilfen, die Sie bei der Haushaltsführung unterstützen, können entweder ebenfalls über einen Pflegedienst engagiert, oder über eine Vermittlungsagentur angefragt werden.
Unterstützung außer Haus
Es gibt eine Reihe von Angeboten, die nicht im eigenen Zuhause stattfinden, wie Betreuungsgruppen für Menschen mit Demenz, Entlastungsangebote für pflegende Angehörige oder Einrichtungen der Tagespflege.
Wenn es zuhause nicht mehr geht: stationäre Pflege
Nicht immer ist das Leben im gewohnten Zuhause bis zum Tod möglich. Wenn die Demenz weiter fortschreitet und eine Betreuung zuhause zu herausfordernd wird, kann der Umzug in eine Pflegeeinrichtung eine sinnvolle Entscheidung sein. Diese fällt den wenigsten Menschen leicht – lassen Sie sich beraten und nehmen Sie sich wenn möglich die Zeit, eine für alle Seiten passende Einrichtung zu finden. Es gibt unterschiedliche Versorgungskonzepte für Menschen mit Demenz in Pflegeeinrichtungen – von Wohngruppen bis hin zur gemeinsamen Versorgung von Menschen mit und ohne Demenz.
In allen Fällen gilt: Sie können und müssen nicht alles wissen und jeder Fall ist anders! Sprechen Sie uns an und wir beraten Sie zu den verschiedenen Möglichkeiten.
Weitere Anlaufstellen für die Beratung zu ambulanter und stationärer Betreuung im Raum Frankfurt und Offenbach finden Sie unter:
„Ich möchte wissen, was auf uns zukommt.“
Demenz braucht Orientierung
Sich nicht mehr in der Welt und im eigenen Leben zurechtzufinden, gehört wohl zu den schlimmsten Vorstellungen und Erfahrungen, die ein Mensch machen kann. Umso wichtiger ist es, mehr über die Erkrankung zu wissen und sich fachlich kompetent beraten und begleiten zu lassen.
Denn als Betroffener verliert man nach und nach die Orientierung im Alltag. Es kommt zu Einschränkungen der zeitlichen Orientierung (welche Uhrzeit, welcher Tag, welches Jahr?), der örtlichen Orientierung (wo bin ich?), der situativen Orientierung (was geschieht um mich herum?), oder auch der personellen Orientierung (wer bin ich, wer bist Du?).
Aber auch Angehörige geraten durch das Wegbrechen bisher verlässlicher Strukturen ins Schlingern. Ein wesentlicher Schlüssel für einen erfolgreichen Umgang mit Demenz liegt im Verstehen der Krankheit und des damit verbundenen, mitunter neuen oder unverständlich erscheinenden Verhaltens.
Kommunikation
„Das kenne ich so nicht.“
Hinter die Fassade blicken lernen
Kein Interesse mehr an Hobbys, Treffen mit Freunden oder dem Weltgeschehen. Unterhaltungen drehen sich im Kreis und werden immer einseitiger. Eine merkwürdige Unruhe ohne Ziel, oder sehr fixiert auf ein bestimmtes Ziel. Termine vergessen, sich herausreden oder patzig bis aggressiv reagieren, Wörter nicht mehr aussprechen können oder umschreiben. Solche Anzeichen zeigen sich bei einer Demenz mit zunehmender Häufigkeit.
Mögliche Ursachen für diese Verhaltensänderungen:
Verändertes Verstehen erfordert verändertes Sprechen
„Es hört doch jeder nur, was er versteht“ – dieses Zitat von Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832) zeigt auf wunderbare Weise, dass Kommunikation bereits ohne Demenz etwas sehr Subjektives und äußerst komplex ist.
Von Demenz betroffene Menschen tun sich zunehmend mit der rationalen und vernunftorientierten Kommunikation schwer. Gefühle und Emotionen spielen eine immer wichtigere Rolle. Wer es schafft, das zu verinnerlichen, kommt mit der Situation nach und nach immer besser zurecht.
Hinweise, die den Zugang zu Menschen mit Demenz erleichtern können:
Wichtig zu wissen: „Schwieriges“ Verhalten ist eine Kombination aus Persönlichkeit, Hirnveränderung und Situation! Menschen mit Demenz benötigen ein Umfeld, das ihnen einen sicheren und gleichzeitig flexiblen Rahmen bietet und von dem sie ohne Bewertung angenommen und in ihrer „Eigenartigkeit“ begleitet werden
Die nachfolgenden Beispiele geben erste Hinweise aus unserer Beratungspraxis.
Für alle Herausforderungen im Alltag gilt aber: Jeder Fall ist individuell und von vielen Faktoren abhängig. Es gibt nie nur eine Lösung für Ihre Situation und vieles ist, wenn überhaupt, nur mit viel Geduld lösbar. Eine persönliche Beratung bei uns ist in jedem Fall sinnvoll. Dort können Sie Ihre persönliche Situation schildern, gemeinsam mit erfahrenen Fachkräften für Sie passende Strategien besprechen und werden in der Entwicklung von Akzeptanz gegenüber Ihrer Situation gestärkt.
„Mein Mann lehnt alle Hilfen ab. Er scheint gar nicht zu merken, dass Unterstützung nötig wäre.“
Manchmal bemerken Menschen mit Demenz ihre Einschränkungen gar nicht, sie sind sozusagen blind dafür. In anderen Fällen lehnen sie die Veränderungen, die sie an sich bemerken ab und verdrängen sie. Es kann passieren, dass Menschen mit Demenz abwehrend oder sogar aggressiv reagieren, wenn Angehörige ihnen Hilfe anbieten. Hier hilft nur Geduld und Empathie: Versuchen Sie, nachzuvollziehen, dass jedes Hilfsangebot Ihrem Angehörigen das Gefühl gibt, nicht ernst genommen zu werden, nicht mehr ‚Herr der Lage‘ zu sein.
Was können Sie tun? Vermeiden Sie Sätze wie „Das kannst Du nicht mehr“ und versuchen Sie, die Hilfen weitgehend unbemerkt stattfinden zu lassen statt darüber zu diskutieren. Loben Sie für Dinge, die noch gut gelingen und beteiligen Sie Ihren Angehörigen an allem, was er noch selbst entscheiden kann.
„Meine Mutter beschuldigt mich, sie beklaut zu haben.“
Wenn Menschen mit Demenz Misstrauen und Ängste entwickeln, ist das häufig eine Reaktion auf die Erfahrung, sich immer weniger auf das eigene Gedächtnis, die eigene Wahrnehmung und Orientierungsfähigkeit verlassen zu können. Das verschwundene Portemonnaie macht Angst. Wohin es verlegt wurde, wird nicht mehr erinnert. Gerade die engsten Bezugspersonen werden dann mit Vorwürfen konfrontiert und verdächtigt. Denn dieser Beziehung sind Menschen mit Demenz sich sicher, während ansonsten das gesamte Umfeld ins Wanken gerät. Bei nahestehenden Personen lassen Menschen mit Demenz ihre Wut und ihren Frust raus – das kann man auch als Zeichen des Vertrauens in die stabile Beziehung zu/zum pflegenden Angehörigen verstehen, auch wenn es Ihnen verständlicherweise schwerfallen mag, das so zu sehen.
Was können Sie tun? Versuchen Sie, die Anschuldigung nicht persönlich zu nehmen und allzu verärgert zu reagieren, das verschlimmert die Situation nur. Spiegeln Sie die Gefühle der demenzbetroffenen Person („Ich kann verstehen, dass es Dich besorgt, dass Dein Portemonnaie verschwunden ist.“) Bieten Sie z. B. Hilfe beim Suchen an und überlegen Sie anschließend gemeinsam einen geeigneten Ort, an dem es sicher aufbewahrt werden kann.
„Mein Vater fragt ständig das Gleiche, manchmal alle paar Minuten. Wenn ich nicht antworte, wird er wütend. Ich kann die Fragen aber langsam nicht mehr hören!“
Ständige Wiederholungen hängen bei Menschen mit Demenz mit den Einschränkungen des Kurzzeitgedächtnisses zusammen. Das eben Gefragte wird einfach vergessen. Gleichzeitig reagieren Menschen mit Demenz sehr sensibel auf die Emotionen des Gegenübers: Wenn Sie auf die Frage genervt oder ungeduldig reagieren kann es sein, dass der Betroffene sich abgelehnt fühlt, sich zurückzieht oder wütend wird weil er sich nicht ernst genommen fühlt.
Was können Sie tun? Niemand kann ständig wiederkehrende Fragen über einen längeren Zeitraum geduldig und zugewandt beantworten. Versuchen Sie, den Auslöser der Frage zu finden: Fragt die Person beispielsweise immer wieder, wann der Arzttermin ist, oder wann der Besuch kommt? Dann könnte Unsicherheit und Angst vor Überforderung dahinterstecken. In solchen Situationen ist es sinnvoll, der betroffenen Person erst möglichst kurz vorher von dem anstehenden Termin zu berichten, aber trotzdem früh genug, dass er/sie sich darauf vorbereiten kann. Andere mögliche Strategien sind, die Situation zu unterbrechen indem eine gemeinsame Aktivität vorgeschlagen, ein anderes Thema angeschnitten wird.
„Mein Vater ist zunehmend überfordert mit der Pflege meiner Mutter. Ich kann das kaum mit ansehen.“
Unter den An- und Zugehörigen eines Menschen mit Demenz gibt es häufig unterschiedliche Auffassungen darüber, wie mit der Pflegesituation umgegangen werden soll. Für Kinder oder nicht im gleichen Haushalt lebende Angehörige ist es oft nicht leicht, wenn sie mitbekommen, dass sich die Pflegeperson mit der Pflege scheinbar übernimmt. Hier ist allerdings die Außenperspektive evtl. eine andere als die Wahrnehmung der pflegenden Person selbst. Für die übrigen Angehörigen ist es eine Herausforderung, die Balance zwischen Selbstverantwortung und unterstützender Begleitung zu finden.
Was können Sie tun? Finden Sie heraus, in welchen Bereichen die Pflegeperson Unterstützung zulässt und organisieren Sie hierfür Hilfen. Sei es eine hauswirtschaftliche Unterstützung oder ein Betreuungsdienst, vielleicht hilft es auch bereits, wenn Angehörige regelmäßig zu festen Zeiten als Unterstützung kommen oder den Papierkram übernehmen. Vermeiden Sie jedoch, Hilfen gegen Widerstände aufzudrängen oder Dinge über den Kopf der Pflegeperson hinweg zu entscheiden!
„Ab wann ist der richtige Zeitpunkt für eine Pflegeeinrichtung?“
DEN richtigen Zeitpunkt für den Umzug in eine Pflegeeinrichtung gibt es nicht. Folgende Fragen sollten Sie sich stellen: Kann die pflegebedürftige Person in einer stationären Pflegeeinrichtung eventuell besser versorgt werden als zuhause? Gibt es alternativ im häuslichen Umfeld noch Unterstützungsmöglichkeiten, die die Situation verbessern würden und bisher nicht ausgeschöpft wurden? Was möchte die pflegebedürftige Person selbst? Wie geht es den pflegenden Angehörigen mit der Pflege zuhause – gibt es ein funktionierendes System oder gehen die Angehörigen bereits über ihre Grenzen und laufen Gefahr, überlastet zu werden?
Was können Sie tun? Grundsätzlich gilt: Es ist sinnvoll, rechtzeitig einige Heime zu recherchieren, die für Sie in Frage kommen. Ob es schließlich dazu kommt, dass die pflegebedürftige Person dort einen Platz erhält ist nicht gesichert, aber Sie haben dann für den Fall der Fälle schon einmal einige Adressen, an die Sie sich wenden können. Und: Im akuten Notfall ist immer irgendwo ein Platz frei!
„Ich fühle mich überfordert.“
Sie müssen es nicht allein schaffen.
Zum Glück gibt es Anlaufstellen und Einrichtungen, die im Umgang mit Demenz helfen können.
Wohin mit welchen Fragen?
Gerne erst einmal zu uns!
Wir beraten Sie zu verschiedenen Themen rund um die häusliche Versorgung oder leiten Sie zu anderen mit uns vernetzten oder uns bekannten Stellen weiter. Ihre Ansprechpartner finden Sie unter:
So wie das Bürgerinstitut und das StattHaus der Hans und Ilse Breuer-Stiftung gibt es in Deutschland weitere Informationsstellen und Ansprechpartner zum Thema Demenz, wie beispielsweise den Wegweiser Demenz:
https://www.wegweiser-demenz.de/
sowie die Deutsche Alzheimergesellschaft und deren regionale Geschäftsstellen im gesamten Bundesgebiet:
Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V.: Startseite (deutsche-alzheimer.de)
https://www.alzheimer-hessen.de/Welche_Hilfen_gibt_es_Hilfsangebote
Zusätzlich gibt es eine Übersicht der Angebote für Menschen mit Demenz und Angehörige in Hessen unter:
https://www.demenzatlas-hessen.de/
Wenn es um die Einstufung in einen Pflegegrad, Leistungen der Pflegekasse und ambulante wie auch stationäre Möglichkeiten der pflegerischen Versorgung geht, gibt es in allen Kommunen und deren Kreisstädten einen sog. Pflegestützpunkt. Auch die Mitarbeitenden bei der Pflegekasse können zu Hilfen und deren Finanzierung Auskunft geben.
Pflegestützpunkt Frankfurt am Main | Stadt Frankfurt am Main
Pflegestützpunkt – Pflege- und Sozialberatung | Stadt Offenbach
Ansprechpartner in beiden Städten rund um das Leben im Alter sind zu finden unter:
Leitstelle Älterwerden | Stadt Frankfurt am Main
https://www.kreis-offenbach.de/Themen/Senioren-Pflege/Demenz/
Rechtliche Themen wie Vollmachten und gesetzliche Betreuung können beispielsweise bei kommunalen Betreuungsbehörden besprochen werden.
Hierzu berät darüber hinaus auch das Bürgerinstitut:
https://www.buergerinstitut.de/vorsorge/
Zu Diagnose und medizinischen Themen können Hausärzte, neurologische und psychiatrische Praxen sowie Gedächtnisambulanzen in Kliniken kontaktiert werden.
Eine Übersicht der Gedächtnisambulanzen in Frankfurt und Umgebung finden Sie hier:
https://www.netzwerk-demenz-mtk.de/index.php/angebote-in-der-region/gedaechtnisambulanzen